Gemeinsam ans Ziel
Die „Weinwelt Girlan“ ist kein gewinnorientierter Verein. Sein Ziel ist nicht der wie auch immer geartete wirtschaftliche Erfolg, sondern ausschließlich die Bewahrung des Erbes unserer Vorfahren. Unser Schwerpunkt lag von allem Anfang an darauf, die Keller von Girlan vor jeglicher Form von Zweckentfremdung zu schützen und für die Nachwelt zu erhalten.
Dazu hat es im Laufe der Jahre zahllose Gespräche gegeben, Ideen wurden geboren und zum Teil wieder verworfen, Verhandlungen geführt und politische Entscheidungen getroffen. Trotz allem sind wir noch lange nicht am Ziel. Um die nicht mehr genutzten Keller in die öffentliche Hand zu überführen und sie so vor Spekulation und Geschäftsinteressen zu bewahren, braucht es einen langen Atem – und Gemeinschaftssinn.
Um diesen Gemeinschaftssinn zu stärken, hat die „Weinwelt Girlan“ im Laufe der Jahre verschiedene Veranstaltungen organisiert: seit 2004 „Die letzte Fuhre“, seit 2010 den „Girlaner Weinsommer“ und seit 2012 die „Rebenblüte“.
Die Idee zur „letzten Fuhre“ stammt vom ersten Obmann der „Weinwelt“, Hartmuth Spitaler, der einen alten Brauch zu neuem Leben erwecken und gemeinsam mit dem ganzen Dorf feiern wollte. Zu dieser Zeit war die „Weinwelt“ noch eine Arbeitsgruppe im Rahmen des Vereins für Heimatpflege Eppan.
Ehrentraut Riegler Troger, ein „Weinwelt“-Mitglied der allerersten Stunde, war von der Idee sofort begeistert, denn „im Laufe eines Landwirtschaftsjahres gab es so manche Bräuche, die in unserer schnelllebigen Zeit in Vergessenheit geraten sind.
So freute man sich nach der arbeitsreichen und anstrengenden Erntezeit, dass alles gut gegangen ist und zeigte das auch dadurch, dass man die letzte Traubenfuhre mit Girlanden, Kränzen, Blumen und einer Spruchtafel schmückte und so in die Kellerei fuhr. Die Spruchtafeln wurden dann in der Kellerei aufgehängt.“
Heute stellen die Kellereien abwechselnd die Trauben für die „letzte Fuhre“ zur Verfügung. Diese werden in Begleitung eines festlich gekleideten „Saltners“ (Weinberghüter) in einem Bottich auf den Girlaner Kirchplatz gebracht, in einer alten Presse zu Saft gepresst und kostenlos an alle Anwesenden verteilt.
Die Veranstaltung ist im Laufe der Zeit zu einer Attraktion für Gäste und Einheimische geworden. Zu sehen gibt es „Die letzte Fuhre“ jeweils Mitte Oktober – unabhängig davon, ob die Ernte abgeschlossen ist oder nicht.
Historische Weinhöfe mit ihren eindrucksvollen Weinkellern, edle Tropfen, Gaumenfreuden und Musik: Das ist seit 2010 der „Girlaner Weinsommer“ im ältesten Weindorf Südtirols. Verschiedene Weinbauern öffnen die Tore zu ihren Höfen und Kellern und laden zur Verkostung edler Traubensäfte. Den Anfang machten der „Hof am Platz“, der „Glögglhof“, der „Mauracherhof“ sowie die Kellerei Girlan.
Mit der „Rebenblüte“ lädt die „Weinwelt Girlan“ dazu ein, das Zusammenspiel von Kultur und Wein zu erleben. Die Kombination stieß von Anfang an auf regen Zuspruch: Bei einem Gläschen Wein einem Kabarettabend oder einer Lesung beiwohnen oder Klänge aus Klassik, Jazz und Pop genießen. Die Veranstaltung findet Ende Mai, Anfang Juni statt und markiert den Beginn der Blüte in den Weinbergen.
Nicht unerwähnt bleiben das „Girlaner Kellerfest“, das im Juni 1990 anlässlich des 1400-Jahr-Jubiläums der Gemeinde Eppan ins Leben gerufen wurde und sich von Anfang an großer Beliebtheit erfreut. Aus diesem Anlass wurden die in Privatbesitz befindlichen tiefen Keller erstmals für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die „Weinwelt Girlan“ beteiligt sich seit dem Beginn ihrer Tätigkeit am „Girlaner Kellerfest“, das inzwischen auf den September verlegt wurde und alle vier Jahre stattfindet.